TERRA-Online / Gymnasium


Informationsgesellschaft und Arbeitsmarkt der USA


Informations- und Kommunikationsgesellschaft, Arbeitsmarkt, Tertiärisierung, Telekommunikation

Die USA sind heute eine Informations- und Kommunikationsgesellschaft. Hier beschäftigen sich die meisten Menschen mit dem Transport, der Speicherung und v.a. der Verarbeitung von Informationen. 1998 waren in den USA rund 100 Mio. Computer im Einsatz, rund 60 Mio. Menschen benutzten Telekommunikationssysteme. Von Bedeutung ist die entsprechende Schulung und die Fertigung der erforderlichen Hardware.

Die höchsten Wachstumsraten im Arbeitsmarkt verzeichnen die "informations- und wissensintensiven Dienstleistungen" wie Unternehmensberater, Spezialisten im Bankensektor, Programmierer, Werbefachleute, Arbeitskraftvermittler, Angestellte in privaten und öffentlichen Organisationen und Einrichtungen. Hier handelt es sich um die Verarbeitung von Informationen zu neuem, speziellerem und kundenspezifischem Wissen. Die Produkte und die Produktionsverfahren sowie Vermarktung und Organisation der Business- und Freizeittätigkeiten sind komplizierter geworden; dies entspricht den differenzierter werdenden Kundenansprüchen. Wissen, Strategien, Konzeptionen bzw. Informationen und deren Verarbeitung zu neuem Wissen bilden heute die Grundlage für das Wirtschaftswachstum von Regionen, nicht mehr wie früher Energie und Rohstoffe. Die Produktlebenszyklen werden immer kürzer und damit gewinnen Lernprozesse und die Entwicklung von Innovationen durch Synergien an Bedeutung. Benachteiligt sind all jene, die nicht über Informationen und über Wissen verfügen (information-disadvantaged).
Durch den Einsatz von Mikroelektronik und durch die Anwendung von Telekommunikation verändern sich die Arbeitsmärkte sowohl lokal, regional, national als auch international:
  • Die wissensintensiven und spezialisierten Tätigkeiten im Finanzsektor, in den Bereichen Werbung, überregional bedeutsamer Rechts- und Wirtschaftsberatung werden räumlich konzentriert, weil die "räumliche Nähe" viele Kontaktmöglichkeiten und damit business bietet. Es kommt zur Zentralisierung hochwertiger Dienste in den bekannten Metropolen wie New York, Washington, Los Angeles, San Francisco oder Boston. Dabei bilden sich regionsspezifische Komplexe oder Cluster, d.h. in New York City die Agglomeration weltweit ausgerichteter Finanzdienstleistungen, die mit Finanzinstitutionen in Los Angeles, Chicago und Miami ein Netzwerk bilden. In Washington entwickelte sich ein Komplex von Politik- und Wirtschaftsberatung, in Los Angeles ein Netzwerk von Spezialisten im Designbereich, in Boston ein Hightech-Cluster mit Unternehmen zur Entwicklung von Computerperiphergeräten und von Software, Biotech und Medizintechnik. Im Gebiet von Detroit bzw. Michigan (MI) konzentrieren sich zunehmend Entwicklung und Management des Fahrzeugbaus. Bei der Ausbildung von solchen Clustern und spezialisierten Distrikten erhalten die Beziehungen der Unternehmen untereinander eine immer größere Bedeutung, weil nur im Rahmen von Netzwerken mit den formellen und informellen Kontakten die notwendigen Innovationen und die Ausbildung wettbewerbsfähiger Kompetenzen möglich werden. Im Rahmen der wachsenden internationalen Konkurrenz sind diese relevant für das Wachstum von Unternehmen und Regionen. Wissensintensität, spezialisierte Kompetenzen und Internationalisierung führen zum Wachstum überregional bedeutsamer Zentren.
  • "Einfachere Tätigkeiten" mit einem gewissen Standardisierungsgrad und Routinetätigkeiten werden an kostengünstigere Standorte verlagert, z. B. in die Umlandgebiete der Metroregionen, in verkehrserschlossene Kleinstädte und ländliche Regionen oder in Niedriglohngebiete des Auslandes (Dezentralisierung).
    Orte im Stadtumland bieten preis- und verkehrsgünstige Flächen. Dort finden die Unternehmen flexible und qualifizierte Arbeitskräfte. Vor allem gut ausgebildete Frauen können als Teilzeitarbeitskräfte flexibel beschäftigt werden. Dies erklärt die hohe Frauenbeschäftigungsquote der USA im Vergleich zu anderen Industriestaaten. So werden Stadtumlandgebiete für Großverwaltungen (back offices) und für Fertigungsbetriebe mit kundenspezifischer Produktion attraktiv. Gut transportierbare Einfachprodukte und Dienste werden zunehmend in Periphergebieten oder im Ausland gefertigt.
  • Während früher die Großunternehmen für das Wirtschaftswachstum von Regionen ausschlaggebend waren, erhalten bei der aktuellen Restrukturierung die jungen entrepreneur-Unternehmen mit ihren Nischenentwicklungen im Software-, Internet-, im "Digital-Sektor", im Biotech- oder im sonstigen Hightech-Bereich eine wachsende Bedeutung. Diese Betriebe haben meist weniger als zehn oder sogar weniger als fünf Beschäftigte. In deren Umgebung entstehen weitere Dienstleistungs- und Zulieferbetriebe. Bei einer Arbeitskraft in einem wissensintensiven Jungunternehmen können drei bis fünf weitere Arbeitskräfte in deren Umfeld entstehen (Multiplikatoreffekte). Die jungen entrepreneur-Unternehmen bilden mit ihrer Nischenentwicklung ein wichtiges Innovationspotential durch ihre Neuentwicklungen und Patente. (...)



Quelle: Perthes Länderprofile USA
Autor: Roland Hahn
Verlag: Klett-Perthes
Ort: Gotha
Quellendatum: 2002
Seite: 20/21
Bearbeitungsdatum: 12.05.2006
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